SONNENSCHRIFT

Die Vereinigung zweier verschiedener Stile, der Cancelleresca und der englischen Kursive, begleitet von einer freien und schnellen Gestik, ohne Steifheit und Formalismen, ist die Basis der Sonnenschrift. Ihre Lichtstrahlen werden von sehr langen Federn mit feiner Spitze gebildet, die ganz spontan diese besondere Ausdrucksform ins Leben riefen. Die Sonnenschrift existiert, noch bevor sie als Schriftform entsteht, in der platonischen Welt der Ideen, die der griechische Philosoph als den himmlischen Sitz der Archetypen konzipierte. Hier werden die Schönheit und die Kraft geboren, aus denen die Sonnenschrift ihre Lebensenergie bezieht, um sich als Strömung zu präsentieren, die mal harmonisch, mal energisch fließt, ohne je die Eleganz zu verlieren, die ihr zu eigen ist.

Als sei es eine einzige Bewegung, eine geschmeidige Welle, die ihre maximale Ausdehnung erreicht und dann zusammenfällt und sich im geräuschvollen Abfließen der Brandung zurückzieht, wird der Kreis zum Oval und runde Buchstaben werden zu kursiven Buchstaben, von denen Richtungen und Rhythmen ausgehen, die auf widersprüchliche Belastungen reagieren. Jeder Buchstabe bewahrt in seinem Kern maximale Vielseitigkeit; die Anmut und der Stil, welche den Lichteinfall auf dem Papier begleiten, sind in dem Augenblick gerettet, in dem man Kenntnis der antiken Schriften, extreme Kontrolle, Schnelligkeit in der Ausführung und geistige Präsenz besitzt. Damit am Firmament der Kalligrafie unendlich viele Sonnen leuchten mögen.

Im Buch IM ZEICHEN ist einen ganzen Kapitel über diese Schriftform gewidmet. Der Kurs wird von 2 bis 5 Tage empfohlen und es ist besser wenn man schon ein wenig eine kalligraphische Basisschrift kennt. Mehrere Infos.